Unsere Kuba-Tour neigt sich langsam dem Ende zu. Auch wenn wir nach gut drei Wochen Sightseeing ziemlich ausgelaugt sind und uns nach Natur und Ruhe sehnen, möchten wir uns Cienfuegos nicht entgehen lassen. Die vielen Geschichten zu dieser hübschen Stadt, die das „Frankreich Kubas“ genannt wird, möchten wir live erleben.
Der Viazul-Bus fährt die kurze Strecke von Trinidad nach Cienfuegos in 90 Minuten. Immer der Küste entlang. Hier sind auch einige Oldtimer unterwegs, die als Taxen fungieren und Touristen zu Tagesausflügen zwischen Trinidad und Cienfuegos hin und her kutschieren. Die idyllische Fahrt führt vorbei an kargen Weiden auf denen einsame Kühe und Pferde nach den letzten essbaren Grashalmen suchen. Wir sehen kaum Häuser, aber viel wilde Natur mit üppigen Büschen und Bäumen. Der Busfahrer stoppt, um Bananen zu kaufen. Seelenruhig warten die Passagiere bis der Zweig mit zig Bananen zwischen den Sitzen verstaut ist. Dann geht die gemütliche Fahrt weiter. Authentisch. Auf Kuba lässt sich niemand so schnell aus der Ruhe bringen.
Cienfuegos liegt verträumt und stilvoll direkt an der Bahia de Cienfuegos, einer Lagune, die durch einen schmalen Zugang mit der karibischen See verbunden ist. Vom Stadtzentrum aus laufen wir über den breiten, prachtvollen Paseo El Prado am Wasser entlang. Der Fußweg am Ufer füllt sich mit Kubanern und Kubanerinnen, die auf den Sonnenuntergang warten. Gewappnet mit (na klar) Havanna Club und Snacks genießen sie die warmen Abendstunden. Leider schwappt eine braune, ziemlich stinkende Suppe in der Bahia. Romantik will sich hier bei uns deswegen nicht so richtig einstellen.
Wir gehen weiter Richtung zum südlichsten Zipfel der Stadt, dem Stadtteil La Punta Gorda. Musik schallt uns entgegen als wir einem Stadtpark näher kommen. Picknickdecken sind ausgebreitet. Kaltes Bier und Cocktails werden an einer kleinen Bar verkauft. Die Sonne sinkt langsam den Horizont herunter. Der Himmel färbt sich romantisch, kitschig rot. Cienfuegos, du gefällst uns.
In Cienfuegos wollen wir uns davon überzeugen, dass die Stadt am Wasser zurecht das „Frankreich Kubas“ genannt wird. Sobald wir den ersten Schritt auf den zentralen, großen Hauptplatz Parque Jose Marti gemacht haben, können wir diesem Beinamen bereits zustimmen. Farbenfrohe, wunderbar restaurierte Paläste präsentieren sich. Die weißen Verzierungen an Simsen und Fenstern wecken Frankreich-Erinnerungen. Mit ihren runden Bögen in blau, rosa und beige strahlen die Gebäude in der heißen Februar-Sonne. Ja, in der Tat… mit ein wenig Fantasie wähnen wir uns tatsächlich in Europa und nicht auf Kuba in der Karibik.
Besonders hervorzuheben ist der weiß-hellblau Palacio Ferrer mit seinem feinen Ecktürmchen. Unübersehbar nimmt der Palast fast die komplette Stirnseite des Parque Jose Marti ein. Wer das Gebäude betritt, wird von filigranen Wandverzierungen und Malereien beeindruckt.
Nicht zu vergessen ist außerdem der kubanische Triumphbogen, der Arco de Triunfo, der im kubanischen Frankreich natürlich auch nicht fehlen darf.
Eine schnurgerade Fußgängerzone führt vom Parque Jose Marti in Richtung Wasser. Gesäumt mit Souvenirshops, Cafés und Restaurants ist hier für jeden Touristen etwas im Angebot. Glücklicherweise treffen wir wesentlich weniger Besucher an als im ziemlich überfüllten Trinidad. Doch die Händler, die Internetkarten und Restauranttipps anbieten, lassen sich dennoch nicht abschrecken. Es gibt immer noch ausreichend Personen, mit denen sich Geld verdienen lässt. Ein junger Kubaner bietet uns eines Nachmittags gleich drei Mal seine Internetkarten an, weil der offizielle Verkauf bereits beendet ist. Als wir ihm sagen, dass er uns vorher bereits zwei Mal angesprochen hat, muss er schmunzeln. Übel nehmen können wir ihm seine Versuche nicht, ist doch die harte Touristen-Währung CUC wesentlich attraktiver als die Einheimische CUP. Nur die „Taxi?“-Fragerei nervt uns auf Dauer. Nein, wir brauchen kein Taxi. Und falls doch, danke, dann wir sagen euch sicherlich Bescheid…
Nervige Taxifahrer gibt es in Frankreich natürlich auch en masse. Nur das mit den Palmen, das muss Frankreich noch lernen 🙂 Die ruhigen Nachmittage und Abende, die wir (fern von Taxifahrern und Händlern) unter Palmen im Parque Jose Marti verbringen, bleiben uns in bester Erinnerung. Ja, wir wiederholen uns, aber – Cienfuegos, du gefällst uns.
Und Cienfuegos kann nicht nur Wasserfront und Frankreich. Nein, Cienfuegos kann noch viel mehr. Nämlich unglaublich große Paläste sein Eigen nennen. Selten haben wir derlei imposante, bunt dekorierte Bauwerke gesehen. Sie erinnern an die reichen Zuckerrohr-Barone aus früheren, kubanischen Glanz-Zeiten. Repräsentativ direkt am Wasser gelegen, hat man sich hier ein Denkmal gebaut. Ein ziemlich teures. Der Weg vorbei an den Gebäuden in allen erdenklichen Farben bis zum bereits erwähnten Park La Punta Gorda lohnt jeden Meter. In rot, grün, blau, weiß. Jeder hat sich hier seinen Traum vom Haus – oder besser vom Palast – hier erfüllt.
Das Highlight ist der unfassbar unpassend und gleichzeitig traumhaft gestaltete Palacio de Valle am südlichen Ende der Stadt. Die Kreation, die sich hier zeigt, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Unterschiedliche Stile, von Frankreich bis nach Arabien, sind hier gewählt worden. Jedes Fenster und jede Ecke ist sein Foto wert. Schade, dass der Weitwinkel unserer Kamera zu klein ist, um dieses Bauwerk in Gänze aufzunehmen. So stehen wir sprichwörtlich sprachlos davor und schütteln die Köpfe.
Cienfuegos, du gefällst uns gut. Viel weniger Touristen streifen durch die ruhigen Straßen als beispielsweise in Trinidad. Cienfuegos lädt ein zum Innehalten im Parque Jose Marti. Zum Flanieren am Wasser nach Punta Gorda. Zum Bestaunen der Paläste. Ein Mini-Frankreich, das sich gut zu Fuß erkunden lässt.
Nur der Müll, den wir am Straßenrand und im Wasser sehen, trübt den Eindruck. In einem sonst recht sauberen Kuba ist Cienfuegos hier leider eine negative Ausnahme.
Wer im Übrigen plant, per Fähre zur Festung Castillo de Jagua zu fahren: Die Tour lohnt sich nicht wirklich. Die Boote hinüber sind arg überfüllt und von der Festung hat man keinen besonders erwähnenswerten Blick auf Lagune und/oder Stadt.
Unser Aufenthalt: 3 Nächte im März 2019
Ein Vorbild allerbester Gastfreundlichkeit ist uns in Cienfuegos widerfahren. Wir hatten spontan nur drei Stunden vor Anreise via Airbnb ein Zimmer gebucht. Dieses war allerdings bis zu unserer Ankunft von unseren Gastgebern nicht bestätigt worden – da es kurzfristig doch nicht frei war. Doch keine Sorge. Man organisierte uns kurzer Hand zum gleichen Preis ein tolles Zimmer bei den Nachbarn gegenüber. Diese Unterkunft möchten wir euch wärmstens ans Herz legen, wenn ihr nach Cienfuegos kommt.
In Cienfuegos am Prado gibt es recht viele Restaurants, die auf Touristen warten. Überzeugt haben uns zwei:
Von Trinidad nach Cienfuegos:
Fahrtzeit: 1,5 Stunden. Kosten: 6 CUC pro Person. Nur Viazul bietet diese Strecke an. Der Busbahnhof von Cienfuegos liegt nur 15 bis 20 Gehminuten von der Innenstadt entfernt. Wer mag, nimmt ein Taxi – als Fahrrad- oder Kutsch-Variante.
Von Cienfuegos nach Vinales:
Fahrtzeit: 6 Stunden. Kosten: 35 CUC pro Person. In dieser Richtung kann man nur per Colectivo (Sammeltaxi) fahren. Am besten bestellt man das Colectivo über den Gastgeber. Wir sind zu dritt in einem klapprigen PKW gefahren. Nach drei Stunden wird man an der Schnellstraße kurz von Havanna abgesetzt. Nach etwas 30 Minuten Wartezeit sind wir in einen Bus mit 15 anderen Reisenden gestiegen und haben Vinales nach 2,5 Stunden erreicht. Der Bus bringt jede,n zu seiner Unterkunft.
Zur Vorbereitung auf unsere Reise und als ständiger Reisebegleiter hat sich das deutschsprachige Buch Lonely Planet Reiseführer Kuba* bewährt. Der Reiseführer liefert für einen schnellen Überblick über das Land, Informationen zu den verschiedenen Städten, Sightseeing-Tipps und vieles mehr.
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