Mendoza ist eine Wonne. Nach einer Woche in Santiago de Chile mit seinen grauen Häusern, den lauten Busse und der schlechten Luft ist Mendoza unser Paradies. Die ruhigen Straßen sind gesäumt mit großen Bäumen. Der Herbst erhält langsam Einzug und die Blätter färben sich gelb und orange. Auf den vielen großen Plätzen stehen Palmen und geben dem europäischen Mendoza einen Hauch von Karibik. Die Argentinier sitzen in einem der vielen gemütlichen Cafés und genießen den italienischen Kaffee. Ja, genau, Argentinien hat historisch bedingt viele italienische Einflüsse. Sehr zu unserem Vorteil. Nach vier Wochen auf Kuba mit Filterkaffee zum Frühstück besteht nun fast die Gefahr eines Espresso-Schocks.
Offen und freundlich werden wir empfangen. In der Touristeninformation hilft man uns bei der Suche nach geeigneten Touren zu den Weingütern in der Region. Denn Wein, das ist natürlich der wahre Grund unserer Reise nach Mendoza. Wir möchten den so geliebten Malbec aus Mendoza endlich in seiner Ursprungsregion genießen. Die Stadt ist umgeben vom größten Weinanbaugebiet des Landes. Verschiedenste Touranbieter haben viel zu teure Ausflüge im Angebot. Der Wein-Bus Vitivinícola (frühzeitige Reservierung erforderlich) ist eine kostengünstige Option, die wir in Erwägung ziehen. Allerdings scheinen die Verkostungen an den drei oder vier Gütern, die der Bus ansteuert, doch eher einer Massenabfertigung zu gleichen. Das ist dann nun doch nicht unsere Vorstellung von Weinverkostung; die soll mit der nötigen Ruhe und Zeit stattfinden – und gerne auch noch mit Panoramaaussicht. Gar nicht so einfach.
So buchen wir uns zum Start ein delikates Mittagessen im Weingut Ojo de Aqua von Dieter Meier. Seine Weine schmecken uns in Deutschland immer wieder sehr gut. Doch direkt an der Quelle ist die Verkostung kaum zu toppen. Wunderschönes Panorama auf Weinreben und Anden gibt es übrigens inklusive.
Nach einem guten Essen begleitet von köstlichen Weinen geht es zurück nach Mendoza. Hier säumen Weinbars ohne Ende die kleinen, ruhigen Straßen. Jeden Abend können wir woanders einkehren und Malbec testen. Doch wir wollen mehr. Wir wollen IM Weinfeld sein. Ein paar Weingüter bieten Übernachtungen an, allerdings sprengen die Preise unser Budget. So entscheiden wir uns, erstmal in Mendoza wohnen zu bleiben und einen Tagesausflug nach Maipu zu machen. Diese Weinregion liegt südöstlich von Mendoza und ist per Uber oder Straßenbahn ganz vernünftig zu erreichen.
Wir fahren per Uber zum ersten Weingut. Geschlossen. Nächste Verkostung erst morgen. Schade. Zu Fuß gehen wir zum zweiten Gut. Die Strecken zwischen den Weingütern sind lang. Mehr als 40 Minuten gehen wir entlang der Bundesstraße durch den Staub. Streunende Hunde begleiten uns. Ab und an rattert ein Auto an uns vorbei. Hmmh. Die gewünschte Wein-Romantik stellt sich hier irgendwie noch nicht ein. Nerv.
Vorbei an leerstehenden Häusern und Brachland marschieren wir weiter auf der Suche nach Wein. Auch beim zweiten Gut haben wir kein Glück. Die nächste Tour auf englisch findet erst in zwei Stunden statt. Und eine Führung auf spanisch!? Denn so viel zu erklären gibt es ja eigentlich nicht, soll doch der Genuss im Vordergrund stehen. Nein. Leider nein. Also weiter. Denn zwei Stunden Warten kommt nicht infrage. Sehr enttäuschend.
Fündig werden wir dann endlich bei Trapiche, dem größten und bekanntesten Weingut in Maipu. Eine Tour inklusive Verkostung kostet 350 Pesos. Während wir auf den Tourbeginn warten, kommen allerhand Besucher per Fahrrad auf das Gelände gefahren. Tja. Es wäre wohl doch schlauer gewesen, sich ein Fahrrad zu leihen als die Gegend zu Fuß abzulaufen. Beim nächsten Mal…
Während der einstündigen Tour werden die alten Maschinen ebenso gezeigt und erklärt wie die neuen, sehr modernen Anlagen. Das große Areal bietet auch ein schickes Restaurant mit Panorama-Fenstern mit Blick auf die Produktionsgebäude und mäßiges Essen. Eine Anmeldung zur Führung ist nicht nötig.
Alle Informationen zu den jeweiligen Führungen erhält man übrigens auch bei der Touristeninformation in Mendoza.
Unser Fazit zu Maipu:
Die Region lässt sich aufgrund seiner Weitläufigkeit nur per Tour und Leihfahrrad erkunden. Spontane Verkostungen sind nicht möglich. Man ist an die geplanten Termine gebunden. Leider. Es wäre doch eigentlich ein Leichtes, spontan ein oder zwei Flaschen zu öffnen, wenn jemand danach fragt. Doch die Professionalität und Geschäftigkeit, die wir zum Beispiel in Frankreich im Médoc erlebt haben, ist hier nicht zu spüren. Hier wird noch argentinische Gemütlichkeit gelebt. Die Felder sind längst nicht so akkurat gepflegt wie in Südeuropa. Zwischen den Reben sehen wir Müll und marode Schuppen.
Nach der eher mäßigen Tagestour durch das Maipu-Tal hören wir, dass man in Chacras de Coria – südwestlich von Mendoza gelegen – die schönsten Radtouren durch Weinfelder machen kann. Aha. Das ist doch genau unser Ding. Genau das, was wir suchen. Für je 450 Pesos leihen wir uns ein Fahrrad bei Baccus WINE TOURS BIKE. Ausgestattet mit einem Umgebungsplan samt Verkostungs-Zeiten und -Preisen treten wir in die Pedalen. Die Route ist 13 Kilometer lang und stoppt bei drei Weingütern. Eine andere Strecke ist aber natürlich auch möglich. Mehr als drei Weingüter kann man an einem Tag aber eigentlich nicht besichtigen. Kann man natürlich schon, aber am Ende fehlt dann die Konzentration, um die Verkostung wirklich zu genießen.
Entlang der Straßen verlaufen gute Radwege, die das Radeln sehr entspannt machen. Vorbei an den langersehnten weiten Weinfeldern fahren wir zur ersten Verkostung bei Canepa Martin. Das familiengeführte Unternehmen macht erst seit ein paar Wochen öffentliche Besichtigungen. Wir haben Glück. Es ist Erntezeit. Die Produktion ist in vollem Gange. Leidenschaftlich und detailliert erklärt man uns die einzelnen Prozessschritte. Die anschließende Verkostung lässt keine Wünsche offen. Leckeren Wein in familiärer Atmosphäre genießen. Genau so soll es sein.
Unsere Radgruppe ist auf acht Personen angewachsen. Gemeinsam fahren wir durch die grünen Allen von Chacras de Coria zum zweiten Stopp. Viamonte hat einen unschlagbaren Panoramablick. Vor dem Gebäude erschrecken sich die weiten Felder. Am Horizont grüßen die Anden. Genial. In der Sonne lassen wir uns den hauseigenen Weißwein schmecken. Dazu gibt es je eine üppige Käseplatte. Hier weiß man, was der Kunde wünscht: Wein, Käse, Panorama. Ein ziemlich perfekter Stopp. „Leider“ müssen wir weiter… Die Hälfte der Gruppe bleibt im Viamonte und lässt die Tour Tour sein. Wir kehren zum letzten Stopp ein bei Carmelo Patti. Der Chef höchstpersönlich führt durch die Köstlichkeiten seines Hauses – leider nur auf spanisch. Doch mal wieder wird großzügig ausgeschenkt. Dieses Mal sind sogar sehr alte, hochpreisige Weine auf dem Tisch.
Glücklich, Weintrunken und zufrieden geben wir unsere Fahrräder zurück. Eine Radtour durch Chacras de Coria ist wärmstens zu empfehlen. Die Verkostungen und Touren kosten umgerechnet zwischen fünf Euro und zehn Euro. Es werden jeweils mindestens drei, meistens sogar vier Weine vorgestellt. Auch nachschenken ist erlaubt. So macht reisen Spaß.
Für die letzten Tage in Mendoza haben wir uns dann doch dazu durchgerungen, eine schicke Unterkunft direkt in Weinfeld-Nähe zu buchen. Wir sind bestens aufgehoben in einem alten Landhaus, das kürzlich in ein Bed & Breakfast umgebaut wurde. An den großen Garten grenzen die dazugehörigen Weinfelder. Es ist, wie gesagt, Erntezeit. Morgens um sieben Uhr geht die Arbeit los. Wir sind live dabei. Auch ein paar Trauben von uns geerntete Trauben landen im großen LKW-Anhänger. Und für Fotos fürs Archiv bleibt natürlich auch noch Zeit. Klasse. Ein rundherum herrlicher Aufenthalt in Mendoza und Umgebung geht für uns zu Ende.
Mendoza hat uns total überzeugt. Diese beschauliche, grüne Stadt hat alles, was man für ein schönes Reiseleben braucht. Gute Restaurants, großzügige Plätze, Wein in direkter Nachbarschaft. Wer dem Weinanbau näher kommen möchte, ist mit einem Mietwagen oder einem Fahrrad gut beraten.
Unser Aufenthalt: 6 Nächte im April 2019
Alles zu unserem Roadtrip von Mendoza nach Salta im April 2019 findest du hier.
Im Hostal Confluencia wohnt man zentral und gut. Allerdings liegt das Hostel direkt an einer recht befahrenen Straße, insofern kann es morgens recht laut werden.
Südlich von Mendoza haben wir inmitten von Weinreben in der Posada Mawida gewohnt. Ein altes Landhaus mit tollen Gastgebern und großem Garten erfüllt hier alle Träume.
Mercado Central: frische Lebensmittel für Selbstversorger
El Mercadito: sehr leckere Gerichte und schöner Atmosphäre
Chinitas Wine Club: leckere Weine in gemütlicher Weinbar
Viele weitere Restaurants und Bars gibt es in der Straße Ave. Aristides Villanueva. Bei gutem Wetter kann man draußen sitzen.
Mendoza ist kompakt und gut zu Fuß zu erkunden. Wer die Weinregion besuchen möchte, braucht ein Auto oder schließt sich einer der (ziemlich teuren) Touren an. In Maipu und Chacras de Coria kann man die Gegend vor Ort wunderbar mit dem Fahrrad erkunden. Auch Uber gibt es in Mendoza. Erhalte 5,00 € Start-Guthaben bei Nutzung dieses Uber*-Links zur Erst-Anmeldung.
Reiseführer:
Zur Vorbereitung auf unsere Reise und als ständiger Reisebegleiter hat sich das englischsprachige Buch Lonely Planet Argentina bewährt. Der Reiseführer liefert für einen schnellen Überblick über das Land, Informationen zu den verschiedenen Städten, Sightseeing-Tipps und vieles mehr.
Straßenverhältnisse:
Die Straßen in Nordargentinien sind sehr gut ausgebaut. Es sind wenig Autos unterwegs und die Straßen sind in einem guten Zustand. Die noch nicht asphaltierten Abschnitte werden Schritt für Schritt asphaltiert. Um auch diese Straßen komfortabel zu bewältigen, ist ein Auto mit Allradantrieb hilfreich.
Die Region um Cachi ist nur mit Allradantrieb zu erreichen. Hier sollte man sich vor Anreise außerdem über die Straßenverhältnisse informieren, die nach langen Regenperioden nicht passierbar sein können.
Mietwagen:
Die Mietwagen-Agenturen Billiger-Mietwagen.de* und Rentalcars* nutzen wir, um Angebote und Preise zu vergleichen. Für weitere Tipps und Tricks bei der Mietwagenbuchung schaut doch gerne mal hier vorbei.
Lokale SIM-Karte:
Wir haben uns für einen Zeitraum von 20 Tagen eine lokale SIM-Karte in Argentinien gekauft. Die Karte vom Anbieter Claro kostet einmalig zehn Pesos. Für ein Datenvolumen von 3 Gigabyte zahlt man zusätzlich 210 Pesos. Das Gutgaben kann am Automaten in jedem Laden aufgeladen werden. Beim Kauf der SIM-Karte den Reisepass nicht vergessen.
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