Kriegsnarben & Brückenpanorama in Mostar

Graffiti an einer Hauswand

Für Sven ist es auch in Mostar der zweite Stopp innerhalb von sechs Monaten. Bei dem, was er erzählt und was man so über Mostar hört, ist das aber überhaupt nicht schlimm. Ganz im Gegenteil. Wir freuen uns auf vier ruhige Tage in dieser kleinen Stadt am Fluss Neretva.

Per Bus von Split nach Mostar

In Split steigen wir morgens um 7 Uhr in den 30-Sitzer nach Mostar. Die Busse starten direkt an der Altstadt. Über die angegebene Reisezeit von 4,5 Stunden sind wir etwas verwirrt, da unsere Google Maps Quelle 2,5 Stunden anzeigt. Nach ein paar Kilometern erklärt sich die Differenz aber schon. Wir fahren wieder an der kroatischen Küste lang! Genial. Nochmal die tolle Aussicht statt der neuen Autobahn. Allerdings fängt es dann an zu regnen und die See strahlt nicht mehr so schön wie bei der Hinreise. Macht aber nichts. Diese tolle Aussicht hatten wir auf dem Weg von Dubrovnik nach Split ja schon. Die Grenze ist recht entspannt passiert – wir müssen nicht mal aussteigen – und schon finden wir uns in Mostar wieder.

Kriegserinnerungen

Bosnien-Herzegowina hat es während des Krieges von 1992 bis 1995 besonders schlimm erwischt. So auch Mostar. Der Ort liegt umgeben von Bergen, die sich für eine Belagerung leider perfekt eignen. Kroaten und Serben taten ihr übriges. Die Kriegserinnerungen und -wunden sind fast überall gegenwärtig.
Die mit Einschusslöchern übersäten Häuserfassaden lassen uns das Blut in den Adern gefrieren. Gerade mal 23 Jahre ist das Kriegsende her und doch ist der Krieg immer noch so nah. Wir passieren Ruinen und fragen uns, was wohl aus den Bewohnern geworden ist. Aus dem sogenannten „sniper house“ schossen kroatische Soldaten mit bester Sicht auf alles, was ihnen vor den Gewehrlauf kaum. Unzählige Unschuldige wurden erschossen. Sogar die eigenen Landsleute töteten sie in den wahnsinnigen Schießereien. Unsere Gastgeber im Hostel erzählen von Jahren im Keller oder in der Wohnung, in der Hoffnung, den Krieg zu überleben. Sie erzählen von ihren Kindern, die mit vier Jahren das erste Mal richtiges Tageslicht gesehen haben. Einfach unfassbar schrecklich. Wer sich weiter über den Krieg informieren möchte, dem sei das Museum of Crimes Against Humanity and Genocide 1992-1995 ans Herz gelegt. Alpträume lassen sich nach dem Besuch eventuell nicht vermeiden.

Zwischen Ruinen & Moderne

Die Gegensätze sind auch ein Teil Mostars. So sitzen schick gekleidete Mädels mit kurzen Röcken bei einem Kaltgetränk im Café, während sich gegenüber in einer Hausruine der Müll stapelt. Vor dem von Schusslöchern gezeichneten „sniper house“ prahlt eine Skechers-Werbung. Wer es sich leisten kann, der hat sein Haus neu aufgebaut oder zu mindestens restauriert. In manchen Häusern ist das Erdgeschoss bewohnt, während im ersten Stock die Fenster fehlen. Die Bosnier möchten den Krieg, der keinen Sieger hatte, vergessen. Verdrängen. Friedliches Miteinander steht in Mostar an erster Stelle. Ausgehen und bei lauter Musik Freunde treffen gehört ebenso zum Alltag wie das tägliche Beten in der Moschee. Es ist diese Vielfalt, im positiven, wie auch im negativen Sinne, die Mostar so interessant macht.

Stari most – die alte Brücke

Aber, was wäre Mostar ohne seine bekannte Brücke?
Die Brücke, nach der die Stadt sogar benannt ist. Die Brücke, die täglich Hunderte Touristen und dutzende Gruppen anzieht. Die Brücke, die im Krieg von den Kroaten zerstört wurde und glücklicherweise wieder so aufgebaut wurde, wie sie schon im 16. Jahrhundert aussah. An beiden Uferseiten finden wir enge Gassen, die mit schönen Steinmustern gepflastert sind. Mit Akribie hat man sich den Ort schon vor mehr als 400 Jahren hübsch gebaut. Die alten Geschäfte und Häuser sind noch erhalten und werden dank UNESCO geschützt. Was die Organisation allerdings nicht verhindert, ist die fast an eine Zerstörung grenzende Veränderung des Stadtbilds durch Souvenirläden. Kaum ein Zentimeter der Hausfassaden ist frei. Wirklich sehr schade.

Mostar bleibt uns als eine Stadt der Gegensätze in Erinnerung. Der Spagat zwischen der historischen Altstadt, die Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist, und den Kriegserinnerungen ist immens. Dieser Kontrast macht Mostar zu einer besonderen Stadt, die wir ein wenig nachdenklich verlassen.


Restaurants
In den schmalen Gassen nahe der Brücke gibt es viele Restaurants. Das Angebot und die Preise sind sehr ähnlich. Häufig wird Cevapi im Brot angeboten. Erwähnenswert ist das Café der gemeinnützigen Organisation OKC Abrašević. Hier genießen wir den Espresso abseits der Touristenwege.


Unterkunft
Wir haben im Hostel Mirror* ca. 10 Gehminuten von der Brücke entfernt gewohnt. Die Unterkunft ist sehr familiär und die Gastgeberin freut sich über jeden Gast und jeden small talk. Zum Frühstück gibt es täglich etwas anderes, immer frisch zubereitet. Eine Nacht im Doppelzimmer mit geteiltem Bad kostet ca. 18€/Nacht.


Reisevorbereitung & unterwegs vor Ort
Zur Vorbereitung auf unsere Reise und als ständiger Reisebegleiter hat sich der Lonely Planet Eastern Europe auf englisch bewährt. Der Reiseführer ist ideal für einen schnellen Überblick über den Balkan, Bahn- und Bus-Verbindungen von A nach B und für Sightseeing-Tipps.
Hier gibt es den Lonely Planet*


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