Nach intensiven Tagen in Kubas Hauptstadt Havanna machen wir uns auf in den Südosten der Insel. „Ihr werdet Kuba nicht verstehen, wenn ihr nicht in Santiago wart“, sagt eine gute Freundin, die schon oft auf Kuba war. Ok, also los. Santiago de Cuba ist per Bus von Havanna in 15 Stunden erreichbar. Im komfortablen Bus mit Kaffee- und Snack-Service geht es vorbei an grünen Wäldern, hohen Palmen, Bananen- und Zuckerrohr-Plantagen durch die flachen Weiten Kubas.
Je weiter wir nach Süden kommen, desto trockener werden Felder und Wiesen. Einfach gebaute Häuser mit bunten Fassaden und Schaukelstühlen auf der Veranda sausen an uns vorbei. Magere Rinder grasen auf den dürren Weiden. Pferdekutschen als Taxiservice klappern über die staubigen Straßen der kleinen Ortschaften. Nachbarn warten am Straßenrand an der Bushaltestelle auf eine Mitfahrgelegenheit. Autos sind hier auf der holprigen Landstraße nach Süden kaum unterwegs. Es fehlt an Geld oder Benzin oder beidem.
In der Dunkelheit erreichen wir Santiago de Cuba – die Keimzelle der kubanischen Revolution im Jahr 1953. In den steilen Hangstraßen gibt es nur sporadisch Straßenbeleuchtung. Dunkel liegt uns die Kleinstadt zu Füßen als wir von der Dachterrasse unserer airbnb*-Unterkunft fast tropische Luft einatmen. Von Santiago ist es näher nach Haiti als nach Havanna. Auch das Klima ist ein anderes. Die kommenden Tage werden warm und stickig.
Das Zentrum Santiagos ist der Parque Cespedes. Ein Hauptplatz mit bunten Kolonialbauten und einer beeindruckenden Kathedrale. Diese wurde im Jahr 2015 zum 500-jährigen Bestehen des Landes umfangreich restauriert und strahlt nun in der Februar-Sonne. Auf den Bänken auf dem kleinen Platz sitzen Kubaner und ein paar wenige Touristen und nutzen den Internet-Hotspot. An der Südseite des Platzes ist ein Büro des Telefon-/Internetanbieters Nauta. Die obligatorische Schlange vor der Tür gibt Hinweis auf den Verkauf von Internetkarten. Für umgerechnet einen Euro kann man 60 Minuten im Internet surfen.
In den schmalen Straßen um den Parque Cespedes kurven laute Motoroller und stinkende Ladas. Die heiße Luft tut ihr übriges. Nach zwei Tagen in Santiago sind wir schon ziemlich genervt von dieser engen Stadt, dessen Smog und Lautstärke man schwer entfliehen kann. Glücklicherweise haben wir eine geniale Dachterrasse, die wir kaum verlassen.
Im Schaukelstuhl, umgeben von blühenden Blumen und Pflanzen, blicken wir auf die engen, teilweise sehr steilen Gassen Santiagos. Die Bürgersteige sind schmal und die zahlreichen Motorroller rattern ohne Rücksicht hautnah an den Passanten vorbei. Abgase hängen in der drückenden, tropischen Luft. Lediglich in der Fußgängerzone (und oben auf unserer Dachterrasse) kann man dem nervigen Verkehr entfliehen. Das Stadtbild hat sich im Vergleich zu Havanna hier im Südosten deutlich verändert. Kolonialhäuser sieht man nur rund um den Hauptplatz. In der Fußgängerzone reihen sich dagegen Geschäfte, die Klamotten, Fast Food, Pizza und Eis verkaufen. Die helle Hautfarbe der meisten Kubaner ist einer dunklen gewichen. Der Einfluss der nahen Insel Haiti ist deutlich sichtbar. Nach einem Bummel durch die Fußgängerzone und einer mehr oder weniger genießbaren Pizza zieht es uns schnell wieder in unsere Oase – auf die Dachterrasse.
Entlang der Landstraße, die von Havanna nach Santiago führt, sind zwei Landeshelden allgegenwärtig. El Che und Fidel Castro. In vielen Orten sind ihre Namen oder Konterfeis an Hauswänden und auf Plakaten zu sehen. Man ehrt die Herren auch 60 Jahre nach der Revolution noch überall. Die Keimzelle der Revolution ist die Stadt Santiago. Wir sind hierher gekommen, um zu verstehen, was es mit der Magie, die diese beiden Namen immer noch umgibt, auf sich hat.
Der Kampf um die Macht auf Kuba begann 1953 bei einem bewaffneten Angriff auf die Moncada-Kaserne. Noch heutzutage sieht man die Einschusslöcher der Truppen, die von Fidel Castro angeführt wurden, an der Fassade der Kaserne deutlich. Die Geschehnisse der geschichtsträchtigen Tage rund um die Kaserne werden im Museum in der Kaserne erläutert. Leider ist die Ausstellung auf spanisch. Doch ihr Besuch ist dennoch ein Muss, wenn man in Santiago ist. Wer die Bekanntheit und Verehrung von El Che und Fidel im Detail verstehen möchte, dem empfehlen wir diese Filme: Che – Teil 1: Revolución und Teil 2: Guerrilla.
Ein typischer Tag in Santiago beginnt für uns mit einem leckeren Frühstück mit Saft, Obst und Spiegelei auf der (bereits erwähnten) Dachterrasse. In der Stadt ist der Alltag nicht ganz so sorgenfrei. Anders als in Havanna sind die Supermarktregale zwar gefüllt, allerdings ist die Auswahl auch hier sehr begrenzt. Es gibt Limonade, Konserven, Tomatenmark, Öl, Saft, Seife und Waschpulver. Oft nicht mehr als zwei oder drei Varianten. Lediglich Bier und Rum (natürlich Havanna Club) gibt es in allen Varianten. Die Preise sind hoch. Süßigkeiten wie Kekse, Schokolade und Bonbons gibt es nur selten. Teilweise werden Bonbons stückweise oder Kekse einzeln verkauft.
Spätnachmittags bilden sich lange Schlangen vor den Bäckereien. Brot und Brötchen werden frisch gebacken und sind innerhalb von kurzer Zeit ausverkauft. Wenn auch wir ein paar warme Brötchen abbekommen, freuen wir uns tatsächlich. Dieses Leben in stetiger Unterversorgung ist für uns so ungewöhnlich wie auch unverständlich. Warum gibt es nicht mal ausreichend Brot für alle? Warum gibt es stattdessen mehr als genug Havanna Club?
Abends, wenn sich die dunklen Straßen leeren, füllen sich die einfachen, kargen Wohnungen. Die Fenster sind wegen der heißen Temperaturen geöffnet und wir beobachten wie man sich im Schaukelstuhl vor dem Fernseher zusammenfindet. Fast alle Wohnräume sehen gleich aus. In einem ungemütlichen, kleinen Raum mit grauen Betonwänden stehen zwei bis drei Schaukelstühle. Auf einer Kommode steht der Fernseher. An manchen Fenstern werden Zigaretten, Bonbons und Limonade angeboten.
Zwei Nächte reichen, um Santiago de Cuba zu erleben. Nur wenige Touristen verirren sich in diese Stadt ganz im Süden Kubas. Mit seinen haitianischen Einflüssen und seinem tropischen Klima trifft man hier auf ein ganz anderes Kuba. Der Verkehr hat unseren Aufenthalt allerdings arg getrübt. Selten haben wir eine so laute Stadt mit derartig schlechter Luft erlebt.
Unser Aufenthalt: 6 Nächte im Februar 2019
Die Unterkunft von Dalia ist einfach perfekt. Zentral in der Stadt gelegen mit gutem Frühstück und der besten Dachterrasse, die man sich nur denken kann. Ihr findet die Unterkunft hier.
Thoms Yadira Restaurant – egal, ob Meeresfrüchte-Pasta oder Enchilado mit Fisch, einfach lecker; Blick auf die Kathedrale inklusive
Von Havanna nach Santiago:
Fahrtzeit: 15 Stunden. Kosten: 51 CUC pro Person. Beide Busanbieter – Viazul und Cubanacan – bieten diese Strecke zum identischen Preis an. Wir sind mit Cubanacan gefahren. Im Preis sind ein Heißgetränk und ein Snack inbegriffen. Der Bus stoppt unterwegs nicht an Busbahnhöfen, sondern vor Hotels. Hier kann man dann saubere Toiletten nutzen und sogar einen Espresso an der Hotelbar trinken. Für uns ein großer Vorteil im Vergleich zu den Reisen mit Viazul, die an schmuddeligen Busbahnhöfen halten. Abfahrt mit Cubacan ist in Havanna am Hotel Parque Central.
Von Santiago nach Camagüey:
Fahrtzeit: 8 Stunden. Kosten: 33 CUC pro Person. Nur Viazul bietet diese Strecke an. Fahrkarten erhält man bei Cubatur am Parque Cespedes (Standort). Dort kann man auch Tickets für andere Strecken kaufen. Der von Cubatur ausgestellte Voucher wird am Bahnhof gegen eine Fahrkarte getauscht. Reisepass beim Kauf nicht vergessen.
Zur Vorbereitung auf unsere Reise und als ständiger Reisebegleiter hat sich das deutschsprachige Buch Lonely Planet Reiseführer Kuba* bewährt. Der Reiseführer liefert für einen schnellen Überblick über das Land, Informationen zu den verschiedenen Städten, Sightseeing-Tipps und vieles mehr.
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Santiago ist speziell und nochmals ein ganz anderes Kuba. Danke für den schönen Kuba Reisen Bericht