In China läuft die Golden Week als wir von Kunming aus nach Dali reisen. Eine Woche, in der es im ganzen Land besonders voll sein soll. Doch irgendwo müssen wir ja hin, also entscheiden wir uns für den historischen Ort Dali. Von Kunming fährt der Zug in zwei Stunden bis in den Norden des Provinz Yunnan. Alle Sitzplätze sind ausgebucht. Uns bleibt nur noch ein Stehplatz. Für die kurze Strecke von zwei Stunden ist das aber vollkommen in Ordnung.
Am Bahnhof von Dali steigen wir gemeinsam mit den vielen chinesischen Urlaubern in den öffentlichen Bus, der uns in die Altstadt von Dali bringt. Um uns herum sind alle aufgeregt und aus dem Häuschen. Urlaub in Dali. Auch für die Chinesen etwas besonderes. Schwer bepackt mit Rollkoffern und Handgepäck erreicht die Masse Dali. So ist es in China also während der Golden Week. Ein heiteres Urlaubsgefühl strahlt uns aus jedem Gesicht entgegen. Wir freuen uns, mitzuerleben, wie Urlaub in China geht.
Die kompakte Altstadt von Dali ist voll. Richtig voll. Urlauber soweit das Auge reicht. Es wird gebummelt, geschoppt, geschlemmt. Die Chinesen können trotz ihrer eher schmalen Körper einfach Unmengen essen. Kaum zu glauben, was die verdrücken. Es startet mit Fleischspießen, geht über zu XXL-Pommes und endet bei mit Magnolien gefüllten Keksen, für die Dali berühmt ist, oder einem Obstsalat. Ein Meer aus Gerüchen schwappt uns entgegen, als wir durch die schmalen Gassen des Ortes schlendern.
Und wenn nicht gerade gegessen wird, dann wird eben geshoppt. Einfache Souvenirläden wechseln sich mit stilvoll gestalteten Boutiquen ab. Handwerk, Musikinstrumente und Textilien waren auf ihre Kunden – von denen es hier ausreichend gibt. Wir erfreuen uns diesem Schauspiel und testen die ein oder andere Spezialität.
Abends gehen die Lichter der vielen Läden und Restaurants an. An den Dachsimsen hängen Lampions, die wunderbar rot leuchten. Aus den Bars und Cafés ertönt Livemusik. Dutzende Chinesen zücken ihre Handys und filmen die Konzerte. Auch das ist einmalig chinesisch. Es vergeht keine Minute, die nicht per Handy festgehalten und direkt mit Freunden und Familie geteilt wird. Die Chinesen haben nicht eine Sekunde nichts zu tun. Sie sind beschäftigt mit essen, Eistee trinken, Souvenirs kaufen und der Dokumentation dieser ganzen Aktivitäten. Wenn wir China in vier Wochen verlassen, werden wir sie sicherlich vermissen, die rastlosen Chinesen.
Was wir allerdings nicht vermissen werden, ist das ewige Angestarre. Manchmal fühlen wir uns wie Aliens. Da stolpert ein Herr über seine eigenen Füße, weil er uns hinterher glotzt und ganze Familien werden zusammen gerufen, weil wir im Restaurant nebenan Dumplings essen. Es nervt. Es nervt, dieses ständige Gegucke und Gezeige. Sicherlich, viele Chinesen verlassen ihr Heimatland wahrscheinlich nie. Ausländer zu sehen ist einfach etwas ganz besonders. Aber kann man nicht vielleicht ein bisschen Rücksicht nehmen und fragen, bevor man vollkommen ungeniert ein Foto von uns macht?!
Dali ist nicht nur bekannt für seine Altstadt, sondern auch für die drei Pagoden des Chonsheng-Tempels. Wir finden den Eintritt von 120 Yuan (etwa 14 Euro) ziemlich frech, als wir am Eingang stehen. Da stehen also drei Pagoden. Ok. Haben wir auch schon einmal anderswo gesehen. Ja, die Pagoden sind vor mehr als 1.000 Jahren gebaut worden, aber sonst?!
Als wir dann die ersten Meter auf dem Gelände gehen, sehen wir weiter hinten noch Tempel stehen. Bunt in rot-blau bemalt mit den typischen, hübschen geschwungenen Dächern. Es gilt ein paar Treppenstufen zu erklimmen, um die Tempel von Nahem zu besichtigen. Die Anlage ist an einen Berghang gebaut. Es geht stetig bergauf. So erklimmen wir Treppe um Treppe und bestaunen Tempel um Tempel. Die Gebäude werden prächtiger, die Aussicht auf Dali und den Erhai-See immer schöner.
Als wir den zweiten Stock des letzten Tempels bestiegen haben, lächelt die Sonne uns entgegen. Was für eine Panorama-Sicht auf das Tal von Dali. In der Ferne blitzt der Erhai-See. In unserem Rücken leuchten die grünen Berge. Es hat sich gelohnt, bis ganz nach oben zu steigen. Das hohe Eintrittsgeld ist bei dieser Aussicht schnell vergessen.
Blick auf Dali, die Berge und den Erhai-See
Und im Tempel selbst strahlen deckenhohe, goldene Buddha-Figuren eine Magie und Ruhe aus, die uns gut tut, nach den hektischen Stunden in der Altstadt von Dali.
Dali während der Golden Week zu besuchen, ist eine kleine Herausforderung. Die vielen, aufgeregten Chinesen wimmeln durch die engen Gassen und man kann ihnen kaum entfliehen. Doch Dali ist wunderbar und zeigt ein Stückchen des historischen Chinas. Dali existierte bereits vor mehr als 3.000 Jahren. Die niedrigen Häuser mit ihren geschwungenen Dächern und die geschmackvoll eingerichteten Restaurants lassen den Trubel etwas vergessen. Wir werden Dali als einen spannenden Stopp mit vielen chinesischen Urlaubern und leckeren Magnolien-Keksen in Erinnerung halten. Nach zwei Tagen im Gewirr von Dali freuen wir uns aber auch auf ein etwas ruhige Tage. Mal sehen, was Lijiang zur Golden Week davon hält.
Restaurants
Dali bietet unzählige Essmöglichkeiten. Es würde den Rahmen sprengen, die hier auch nur annähernd zu nennen. Vieles wird direkt auf der Straße angeboten und verzehrt. Fleischspieße, Pommes, Dumplings, Tofu, Pfannkuchen, Obstsalat, Eis. In den Restaurants sind die Gerichte aufwändiger und die Portionen kaum zu schaffen.
Unterkunft
Wir haben außerhalb der Altstadtmauern im Xian Yun Ya Jv Guesthouse* gewohnt. Die Zimmer sind einfach eingerichtet und das Badezimmer hat keine Tür… Die Lage ist aber für einen kurzen Stopp in Dali ziemlich gut. Für ein Doppelzimmer haben wir 42 € pro Nacht gezahlt. Außerhalb der Golden Week werden die Preise sicherlich günstiger sein.
Reiseplanung & unterwegs vor Ort
Per Zug kommt man einfach und schnell innerhalb von zwei Stunden von Kunming nach Dali. Von Bahnhof in Dali geht es mit dem öffentlichen Bus weiter bis zur Altstadt von Dali. Für diese Strecke braucht man je nach Verkehr zwischen 60 und 90 Minuten.
Zur Vorbereitung auf unsere Reise und als ständiger Reisebegleiter hat sich das deutschsprachige Buch Lonely Planet China* bewährt. Der Reiseführer liefert für einen schnellen Überblick über Land und Leute, Informationen zu den verschiedenen Regionen und Städten, Sightseeing-Tipps und vieles mehr.
Internet in China
Noch nie haben wir so viele Menschen gesehen, die permanent mit ihren Handys beschäftigt sind, wie in China. China ist online. Sei es zum Serien gucken, während der Metrofahrt oder zum Ballerspiel spielen im Apple Store. Vor allem dank WeChat ist der Chinese einer unendlichen Informationsflut ausgesetzt, die irgendwie verarbeitet werden muss.
Für Ausländer ist das Nutzen des Internets in China etwas schwieriger. Bekannte Seiten und Dienste wie Google, Twitter, Instagram und Facebook sind gesperrt. Gerade ohne Google ist man unterwegs echt aufgeschmissen. Weder Routen-Suche noch Restaurantbewertungen oder die klassische Google-Recherche sind möglich. Um diese Blockaden zu umgehen, braucht man einen sogenannten VPN-Zugang – oder man hilft sich mit Alternativen aus… Die kostenlosen VPN-Dienste sind mehr oder weniger schwankend. Einige funktionieren nur, wenn das Gerät nicht gleichzeitig im WLAN ist. Den Dienst „ExpressVPN*“ gibt es ab 8,99 € und hat bei uns gut funktioniert. Dennoch muss man beachten, dass die Antwortzeiten der „nicht gewünschten, ausländischen“ Seiten, Anwendungen und Dienste in China gedrosselt werden. Auch mit VPN kann es sehr mühsam sein, das Internet zu nutzen.
Wichtig: Die VPN-App muss vor (!) der Einreise nach China heruntergeladen werden, da die App-Stores die Anwendungen nicht mehr anzeigen, sobald man im chinesischen Netz ist.
Lokale SIM-Karte in China nutzen
Der Anbieter China Mobile ist der größte Mobilfunkanbieter der Welt, mit sage und schreibe 720 Millionen Kunden. Leider nützt es aber wenig, sich eine SIM-Karte von China Mobile zu zulegen, da diese nicht VPN-kompatibel sind.
Uns hat der Service und die Netzabdeckung von China Unicom gut gefallen. Wir haben für eine Gültigkeit von sechs Wochen für 20 Gigabyte Datenvolumen und 300 Freiminuten (nur lokale Anrufe) 26,00 € (200 Yuan) bezahlt. Sofern notwendig, liefen auch alle Anwendungen mit aktiver VPN-Leitung. Für den Kauf der SIM-Karte ist der Reisepass vorzulegen. Weitere Tipps zum Kauf von lokalen SIM-Karten findest du hier.
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