Der Weg bis zu den Reisterrassen ist weit. Sehr weit. Doch je näher wir dem Ziel kommen, desto höher schlägt das Herz. Reisterrassen. Das war doch schon immer ein Traum. Einmal zwischen den Reispflanzen stehen. Einmal die vielen Felder sehen. Einmal die horizontalen Ebenen bestaunen.
Die Reisterrassen von Longsheng liegen drei Busstunden nördlich von Guilin in der Provinz Guangxi. So weit, so gut. Die letzten 45 Minuten bergauf in Richtung Reis haben es in sich. Die Kurven werden enger, die Straßen schmaler. Doch die größte Herausforderung steht uns noch bevor. Noch wissen wir allerdings gar nicht, was auf uns zu kommt. Von der Bushaltestelle im Ort Dazhai sind es noch etwa 50 Minuten zu Fuß bis zur Unterkunft. Jeder hat etwa 18 Kilo auf dem Rücken… Hmmh… Das Gepäck tragen zu lassen, kommt für uns eigentlich nicht infrage (Kostenpunkt: 50 Yuan (6 €) je Rucksack). Also: Rucksack enger schnallen und los. Es wird schon nicht so lange sein.
Denkste. Es geht fast stetig bergauf. Unebene Steintreppen wechseln sich mit schmalen Trampelpfaden ab. Und das Hotel? Nirgendwo in Sicht… Stattdessen: die langersehnten Reisterrassen. Das Herz hämmert, doch die Seele ist ruhig. Kein Wunder bei dem Panorama.
Wir stiefeln tapfer weiter bergauf und wissen schon jetzt, dass wir unseren Aufenthalt hier verlängern werden. Endlich Ruhe. Ruhe und China – das ist so eine Sache. Diese Kombination gibt es so selten, dass man es nutzen muss, sollte man sie mal finden.
Nach tatsächlich mehr als 50 Minuten erreichen wir durchgeschwitzt, glücklich und müde die Unterkunft. Die beste, schönste, liebevollste, ruhigste Unterkunft (Rice View Villa*), die wir in den letzten fünf Wochen in China kennengelernt haben.
Zur Begrüßung gibt es besten Ingwer-Tee. Diesen werden wir in den kommenden vier Tagen täglich genießen, während wir über die Reisfelder blicken.
Glücklich sinken wir in die bequemen Betten. Es fühlt sich wie Wellness-Urlaub an, hier sein zu dürfen. Einfach perfekt.
Verschiedene Wanderwege führen durch die Reisfelder. Über Treppen aus Naturstein und schmale Feldwege tauchen wir ein in die Magie der Longsheng-Reisterrassen. In akribischer Ordnung stehen die Reispflanzen auf den vielen Feldern. Als Platzmangel hat man vor zig Tausenden von Jahren clever die Terrassen angelegt, um Platz für den Anbau zu schaffen. Die horizontalen, grün-gelben Weiten ziehen sich hoch bis zu den Wolken. Von den Aussichtspunkten „Music of Paradise“ („View Point No. 1“) und „Thousand Layers to Heaven“ („Viewpoint No. 2“) schweift der Blick über die Anbauflächen und hinunter in die Täler von Dazhai.
Selfie im Reis
Ruhe und Zufriedenheit breiten sich in uns aus. Stille liegt in der Luft. Außer uns sind nur wenige hier unterwegs. Herrje, tut das gut. Keine Menschenmassen, keine lauten Guides, keine hupenden Autos. Die lange, anstrengende Anreise hat sich wirklich gelohnt.
An den Berghängen stehen mehr Unterkünfte als wir erwartet hatten. Einige sind auch noch im Bau. Leider ist man – anders als wir es sonst in China erlebt haben – nicht so sorgsam, was den Müll und dessen Entsorgung angeht. Speziell um die Baustellen herum ist es sehr dreckig. Auch an den Aussichtspunkten liegen die Plastikflaschen zwischen den Reispflanzen. Leider. Ein Wehrmutstropfen in dieser unvergleichlichen Szenerie.
Ein Wanderweg führt von Dazhai in das Nachbardorf Ping’an. Hin- und Rückweg dauern etwa sechs Stunden. Uns reicht es, die Hälfte der Strecke zu gehen. Diese Gegend von Longsheng gefällt uns am besten. Nach ein paar Minuten auf dem matschigen Trampelpfad haben wir Hotels, Müll und Menschen komplett hinter uns gelassen. Am Rande der Felder führt der Weg durch die saftige, grüne Natur. In der letzten Nacht hat es viel geregnet. Die Reispflanzen haben ihre Farbe verändert. Sie leuchten goldgelb. Bald ist Erntezeit, so sagte man uns im Hotel.
Und tatsächlich. Ein paar Felder sind bereits abgeerntet. Zurück bleiben nur die kurzen Stummel der Pflanzen. Die Halme stehen – zu Pyramiden aufgestellt – zum Trocknen am Feldrand. Bald wird man den leckeren Reis aus den Schoten nehmen und ihn zum Verkauf vorbereiten.
Ein paar Meter weiter sind die leeren Felder bereits geflutet. Aus den rauschenden Bächen am Feldrand wird Wasser über „Leitungen“ aus Bambusrohr auf die Felder geführt. Abgrenzungen aus Erde helfen, das Wasser auf den Feldern zu halten.
Wir haben die Tage in den Longsheng-Reisterrassen total genossen. Diese Ruhe ist in China nicht so einfach zu finden. Aufzuwachen und auf die Reisfelder zu blicken, hat uns so zufrieden gemacht wie lange nicht. Die recht lange Anfahrt bis hinauf auf die Berge hat sich total gelohnt. Und da die Chinesen ziemlich faul sind, ist man an vielen Aussichtspunkten, die nur zu Fuß erreichbar sind, fast alleine.
Explizit zu erwähnen ist auch nochmal die tolle Unterkunft Rice View Villa*. Das gemütliche Ambiente und das leckere Essen dort haben einen großen Anteil zu unserem Wohlbefinden beigesteuert.
Gruppenfoto im Reisfeld
Unterkunft
Die Rice View Villa* war die beste Unterkunft, die wir in fünf Wochen China gewohnt haben. Für umgerechnet 55 € pro Nacht (inkl. Frühstück) haben wir im gemütlichen Doppelzimmer mit Blick auf die Reisterrassen gewohnt. Die Unterkunft liegt oberhalb des Ortes Dazhai. Die beiden Mädels, die den Laden schmeißen, sind total hilfsbereit und zuvorkommend. Das Essen ist super lecker und immer frisch. Lasst euch das Rind mit Pilzen nicht entgehen. Die Preise sind in Ordnung (viele andere Optionen bleiben aber auch nicht).
Reiseplanung & unterwegs vor Ort
Der Weg bis zur Unterkunft ist schon seine Reise wert. Von Guilin fährt man mit dem Bus bis nach Longsheng, besser gesagt zur „Dazhai Parking Area„. Dort endet die Straße. Es bleibt nur noch die Möglichkeit, zu Fuß bis hinauf zur Unterkunft zu gehen. Alternativ fährt man für 150 Yuan (19 €) pro SUV hinauf. Dann sind es nur noch etwa zehn Gehminuten. Für den Rückweg haben wir diese Variante gewählt. Man kann sich das Gepäck auch für 50 Yuan (6 €) von den Einheimischen hochtragen lassen. Oder für 30 Yuan (4 €) pro Gepäckstück und Tag am Dazhai Parkplatz aufbewahren lassen.
Durch die Reisterrassen führen mehrere Wanderwege. Die Gastgeber erklären die Wege zu den Aussichtspunkten im Detail. Manchmal bekommt man sogar Fotos, die den Weg darstellen.
Der Aussichtspunkt „Golden Buddha“ ist wohl eher nicht zu empfehlen. Hierhin fährt die Seilbahn aus dem Tal hoch, entsprechend voll soll es dort sein. Wir waren nicht dort.
Die Wege sind zumeist befestigt. Nach einem Regen aber auch matschig und klitschig. Es sind einige Treppen zu bewältigen, um die verschiedenen Ebenen der Terrassen zu erreichen.
Longsheng Wanderwege
Zur Vorbereitung auf unsere Reise und als ständiger Reisebegleiter hat sich das deutschsprachige Buch Lonely Planet China* bewährt. Der Reiseführer liefert für einen schnellen Überblick über Land und Leute, Informationen zu den verschiedenen Regionen und Städten, Sightseeing-Tipps und vieles mehr.
Internet in China
Noch nie haben wir so viele Menschen gesehen, die permanent mit ihren Handys beschäftigt sind, wie in China. China ist online. Sei es zum Serien gucken, während der Metrofahrt oder zum Ballerspiel spielen im Apple Store. Vor allem dank WeChat ist der Chinese einer unendlichen Informationsflut ausgesetzt, die irgendwie verarbeitet werden muss.
Für Ausländer ist das Nutzen des Internets in China etwas schwieriger. Bekannte Seiten und Dienste wie Google, Twitter, Instagram und Facebook sind gesperrt. Gerade ohne Google ist man unterwegs echt aufgeschmissen. Weder Routen-Suche noch Restaurantbewertungen oder die klassische Google-Recherche sind möglich. Um diese Blockaden zu umgehen, braucht man einen sogenannten VPN-Zugang – oder man hilft sich mit Alternativen aus… Die kostenlosen VPN-Dienste sind mehr oder weniger schwankend. Einige funktionieren nur, wenn das Gerät nicht gleichzeitig im WLAN ist. Den Dienst „ExpressVPN*“ gibt es ab 8,99 € und hat bei uns gut funktioniert. Dennoch muss man beachten, dass die Antwortzeiten der „nicht gewünschten, ausländischen“ Seiten, Anwendungen und Dienste in China gedrosselt werden. Auch mit VPN kann es sehr mühsam sein, das Internet zu nutzen.
Wichtig: Die VPN-App muss vor (!) der Einreise nach China heruntergeladen werden, da die App-Stores die Anwendungen nicht mehr anzeigen, sobald man im chinesischen Netz ist.
Lokale SIM-Karte in China nutzen
Der Anbieter China Mobile ist der größte Mobilfunkanbieter der Welt, mit sage und schreibe 720 Millionen Kunden. Leider nützt es aber wenig, sich eine SIM-Karte von China Mobile zu zulegen, da diese nicht VPN-kompatibel sind.
Uns hat der Service und die Netzabdeckung von China Unicom gut gefallen. Wir haben für eine Gültigkeit von sechs Wochen für 20 Gigabyte Datenvolumen und 300 Freiminuten (nur lokale Anrufe) 26,00 € (200 Yuan) bezahlt. Sofern notwendig, liefen auch alle Anwendungen mit aktiver VPN-Leitung. Für den Kauf der SIM-Karte ist der Reisepass vorzulegen. Weitere Tipps zum Kauf von lokalen SIM-Karten findest du hier.
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