Zwischen Strand und Wolkenkratzern: Hongkong

Hochhäuser in China

Mehr als sieben Monate sind vergangen, seit wir uns von Familie und Freunden verabschiedet haben. Sieben Monate ohne feste Wohnung und festen Job. Vor sieben Monaten startete unsere Reise in Albanien. Immer weiter ging es gen Osten. Schon lange war klar, dass wir irgendwann nach Hongkong kommen würden. Bereits 2012 hatte uns diese Stadt gefesselt. Nun sind wir da! Das erste Mal auf dieser langen Reise fühlen wir uns wirklich „angekommen“. Am Ziel. In einer Stadt, die uns nicht ganz neu ist.
Uns war überhaupt nicht so klar, dass wir uns danach gesehnt haben, Hongkong zu erreichen. Doch sobald wir unsere Unterkunft bezogen haben, fühlen wir uns sonderbar frei. Hongkong wird für die nächsten sechs Tage unser Zuhause sein. Ein tolles Gefühl.

Drachenboot-Rennen an der Kwun Tong Promenade

Hongkong ist heiß. Nach fünf Wochen in China (unsere China-Blogs) bei durchschnittlich 20 Grad und viel Regen müssen wir uns erstmal an das Klima gewöhnen. Bei blauem Himmel und Sonne pur fahren wir zur Kwun Tong Promenade. Hier findet eines der bekannten Drachenboot-Rennen statt. Was für eine Kulisse. Direkt vor uns paddeln die Teams in ihren schmalen Drachenbooten um die Wette, während am Horizont die Wolkenkratzer in die Höhe steigen. Wie viele Wolkenkratzer hat Hongkong eigentlich? Unmöglich zu zählen.
Den ganzen Tag über finden Rennen verschiedener Klassen und Altersgruppen statt. Ein ziemlich anstrengender Job bei der Hitze. Respekt. Da bleiben wir doch lieber bei unserem Eis….

Hongkong ohne Shopping & Konsum – kaum vorstellbar

Selten (vielleicht noch nie) haben wir eine Stadt gesehen, in der auf jedem Meter Geld ausgegeben wird. Dutzende Sportläden von Adidas, Nike und Under Amour locken mit Schnäppchen. Chinesische Besucher interessieren sich vor allem für die Kosmetik-Angebote, Milchpulver und Pharmazien. Mittlerweile verstehen wir auch, warum. In China gibt es fast keine ausländischen (Kosmetik)marken und wenn, dann sind diese unerschwinglich teuer. Da lohnt eine Reise nach Hongkong, um die leer mitgebrachten Koffer zu füllen. Wir schlagen auch zu. Bei einer koreanischen Bodylotion. Wer hätte gedacht, dass wir in Hongkong mal Bodylotion aus Korea kaufen würden… Die zehn Euro für das Standard-Produkt von Nivea waren einfach zu viel.

Nicht zu vergessen sind die Marktstände, an denen es günstige, gefälschte T-Shirts, Elektronik und Handtaschen gibt. Doch unsere Rucksäcke sind voll. Da ist kein Platz für Schnäppchen oder Souvenirs. Vielleicht ist das ganz gut, denn so gehen wir vollkommen desinteressiert an den vielen Läden vorbei.

Wenn der Einkaufshunger gestillt ist, geht es weiter zum Stillen des „richtigen“ Hungers. Was für eine Wonne. In China gibt es außerhalb von Peking und Shanghai nur chinesisches Essen. Auch lecker, aber nach knapp sechs Wochen freuen wir uns auf etwas anderes.
Pizza! Ja! Wir schlagen direkt am ersten Abend bei Paisano’s zu. Und zum Nachtisch? Ein Mars-Schokoriegel. Was für ein Paradies. So einfach funktionieren Konsumgüter. Man muss nur ein bisschen auf Entzug gesetzt werden und schon ist der Janker zurück.

Die Auswahl der Restaurants und Garküchen in Hongkong ist enorm. Koreanisch, japanisch, chinesisch, italienisch, taiwanesisch. Burger, Pizza, Tofu, Nudelsuppen, Fleischspieße, Milchtee, Kekse, Eis, Pfannkuchen. Wir können gar nicht so viel essen, wie uns angeboten wird. Vergessen, die Tage, in denen es in China nur gesunde Nudelsuppen mit frischem Gemüse gab. Es wird geschlemmt. Das Fitnessprogramm kommt später… irgendwann… nach Hongkong.

Ruhe tanken am Chi Lin Kloster

Doch Hongkong kann auch anders. Nach stundenlangem Schlendern durch die vollen Straßen der Stadt, besichtigen wir das Chi Lin Kloster im Nordosten der Stadt. Eine Oase. Eine Ruhe-Oase. Kaum Menschen. Keine Autos. Keine komisch riechenden Garküchen. Keine Geschäfte.

Im Teich schwimmen unzählige Koi-Karpfen. Zwischen den blühenden Seerosen schnappen sie nach Luft. Die trubelige Stadt um uns herum ist fast vergessen. Aber nur fast. Hinter den grünen Bambus-Bäumen der Klosteranlage sehen wir das unverkennbare Markenzeichen Hongkongs: Wolkenkratzer. Die Frage, ob man sie zählen kann, bleibt weiter ungeklärt.

Hafenrundfahrt mit der Star Ferry

Hongkong wäre nicht Hongkong ohne eine Fahrt mit der Star Ferry. Für weniger als drei Euro gibt es eine unvergessliche Hafenrundfahrt. Die Fähre pendelt im 15- bis 20-Minuten-Takt zwischen dem nördlichen Stadtteil Tsim Sha Tsui und Hongkong Island. Egal, ob bei Sonnenschein oder in der Dämmerung. Der Blick auf die Skyline ist unvergesslich. Zwischen dem dunklen Wasser und den grünen Bergen quetschen sich die Hochhäuser. Nur etwa 25% der Fläche von Hongkong sind bebaut. Man nutzt sie perfekt. Hochhäuser aller architektonischen Varianten, Baustile und Baujahre teilen sich den knappen Platz.

Genau diese Vielfalt macht die Skyline so besonders. Geschwungene Türme mit glitzernden Glasfassaden neben schmutzigen Betongebäuden mit alten Klimaanlagen. Noble Hotels mit prächtigen Eingangsbereichen neben schmuddeligen Goldschmuck-Läden. Es ist der Mix, den wir an Hongkong so lieben.

Unterwegs auf dem Dragons Back Trail

Nach all der Verliebtheit in die Skyline von Hongkong darf aber eine Sache nicht fehlen. Die Natur. Der Grund, weshalb wir uns monatelang auf diese Stadt gefreut haben. Endlich wollen wir mehr von der üppigen Natur der Millionenmetropole (7,5 Millionen Einwohner) kennenlernen. Nicht jeder denkt bei Hongkong sofort an Natur. Doch sind wie gesagt 75% der Stadt unbebaut. Da gibt es also viel zu entdecken.

Mit bester Empfehlung von eins2frei machen wir uns auf zum „Dragons Back Trail“. Von der Metrostation Shau Kai Wan geht es mit dem Minibus weiter. Am Metro-Ausgang A1 fahren die Minibusse mit dem Endstation „Shek O“. Der Fahrer weiß genau, wo wir hin möchten. Er schmeißt uns direkt am Start des Trails raus. Wir sind nicht die einzigen, die hier heute wandern möchten. Aber naja. Es wird sind hoffentlich irgendwann verlaufen. Die ersten Meter geht es zwischen dichten, grünen Büschen und lauten Franzosen bergauf. Wie der Name schon sagt „Dragons Back“. Den Drachenrücken müssen wir erstmal erklimmen.

Als wir nach etwa 40 Minuten oben ankommen, werden wir mit bester Aussicht belohnt. Unter uns erstrecken sich die vielen, kleinen Buchten von Hongkong Island. Weiße Strände und weiße Boote glitzern um die Wette. In der Ferne sehen wir einige der mehr als 260 Inseln, die zu Hongkong gehören. Die Natur und die geniale Aussichten wähnen uns eher in Australien, in Neuseeland oder auf Hawaii, aber ganz bestimmt nicht in einer Sonderverwaltungszone von China. Unglaublich. Weniger als 30 Minuten von den Hochhäusern entfernt nun dieses Panorama. Wie genial. (Für Interessierte, gibt es unsere Blog zu Australien und Neuseeland übrigens hier.)

Dort unten, am Strand, da müsste man ein Haus haben. Dann könnte man jeden Tag schwimmen oder surfen oder golfen… Jedenfalls in der Trockenzeit. Denn während der Regenzeit ist es echt nass in Hongkong. Vor sieben Wochen zog der schlimmste Taifun (Taifun Mangkhut) seit langem über die Stadt. Das öffentliche Leben war eingestellt. Autos weggeschwemmt, Bäume entwurzelt. Nein, unser Leben in Hongkong würde sich auf ein paar Monate im Jahr beschränken… So träumen wir, während uns der Weg weiter über den Rücken des Drachens führt.  Ruhe, Natur, Sonne, Meer, Wind. Perfekt.

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Am Ziel der Sehnsucht – Big Wave Bay

Der Weg schlängelt uns weiter vorbei an Schmetterlingen und singenden Grillen. Rechts die Aussicht auf das Meer, die Buchten und die Strände. Links die Aussicht auf das Meer, die Buchten und die Strände. Es könnte noch ewig so weitergehen, doch dann wir haben das Ende des Rückens erreicht. Seichte bahnt sich der Wanderweg durch die urwaldähnliche Natur in Richtung „Big Wave Bay“ (Standort).

Hier ist der Name Programm. Große Wellen rollen in die Bucht. Die heimischen Surfer warten auf die perfekte Welle. Nun sind wir endgültig auf Hawaii, oder nicht? Nach Monaten ohne Meer – endlich Strand. Geil. Die Füße juchzen. Leider haben wir keine Badesachen dabei. Aber einfach im Sand sitzen und den Surfern zu zuschauen, sättigt auch schon ganz viel Sehnsucht. Bald, ganz bald, werden auch wir am Strand wohnen und in die Wellen springen oder auf die perfekte Welle warten.
Noch müssen wir uns mit unserer Rolle als passive Teilnehmer zufrieden geben. Dafür gönnen wir uns einen sehr leckeren Burger – mit Blick auf die Surfer versteht sich.

In der Big Wave Bay gibt es im Moment übrigens nur ein Bistro – Eric’s Kitchen (Standort) mit den leckeren XXL-Burgern. Der Taifun Mangkhut hat hier übel gewütet. Beton-Bruchteile und ausgerissene Palmen liegen am Strand. Die öffentlichen BBQ-Grills sind aus ihren Verankerungen gerissen. Heftig. Kaum vorstellbar, mit welcher Wucht Wasser und Wind hier alles zerstört haben. Es wird noch lange dauern, bis die Bistros und auch die öffentlichen Toiletten wieder aufgebaut sind.

Hongkong bei Nacht

Wie schon erwähnt, ist die Fahrt mit der Star Ferry die beste und günstigste Hafenrundfahrt, die man machen kann. Auch bei Nacht ein Genuss. Pünktlich um 20 Uhr geht die Lasershow an den Wolkenkratzern von Hongkong Island los. Neongrün und neonrote Laser huschen durch die dunkle Nacht.

Am liebsten aber sitzen wir abends an der Uferpromenade von Hongkong Island, an der Central Harbour Front. Von hieraus blicken auf die modernen Fassaden von Kowloon und die Fähren, die über das Wasser pendeln. Die leuchtenden Wolkenkratzer reichen bis zum Horizont. Ein Ende ist nicht zu erkennen. Der schmale, bebaute Streifen am Wasser zieht sich so weit, wie die Augen reichen.

Zurück zum Traum vom Leben in Hongkong. Wenn wir also nicht am Strand sind und auf die perfekte Welle warten, dann findet ihr uns hier an der Promenade.

Was bleibt?

Hinter uns liegen sechs intensive Tage in Hongkong. Sechs Tage, die am liebsten niemals enden sollten. Es gibt noch soviel zu sehen in dieser Stadt, die niemals schläft. In der fast rund um die Uhr geshoppt und gegessen wird. In der der Strand näher liegt als das mächtige China. In der sich Briten, Chinesen, Neuseeländer und der Rest der Welt treffen.
Leider sind die Unterkünfte in Hongkong kaum bezahlbar. Leider. Sonst würden wir immer noch diese einzigartige Atmosphäre aufsaugen.

Wen es im November nach Hongkong verschlägt, der sollte das Wine & Dine Festival nicht verpassen. Die Veranstaltung findet an unserer Lieblingspromenade am Victoria Harbour statt. Beste Location, bestes Essen, beste Weine. Mehr geht kaum.

Wine & Dine Festival Wine & Dine Festival


Unterkunft
Hongkong ist teuer. Wer sagt, Singapur ist teuer, der war nie in Hongkong. Unser Hotelzimmer im Stanford Hotel* hat 130 € pro Nacht gekostet. Wir haben einfach nichts günstigeres in vernünftiger Lage gefunden. Dafür ist die Lage aber erste Sahne. Direkt im Getümmel von Yau Ma Tai.


Restaurants
Restaurant-Tipps für Hongkong zu geben ist schwer. Die Auswahl ist unermesslich. Doch die Spinat-Calzone von Paisano’s sollte nicht fehlen. Die Pizza ist nicht so dolle, da sie nur aufgewärmt wird. In der Soy Street im Stadtteil Yau Ma Tai kann man von japanischen Köstlichkeiten, über chinesische Nudelsuppe bis zu koreanischer Küche alles zu fairen Preisen bekommen. Im Übrigen sind die Restaurantpreise in Hongkong wirklich in Ordnung. Die Portionen sind groß und man wird immer satt.


Reiseplanung & unterwegs vor Ort
Hongkongs Nahverkehrsnetz ist sehr komfortabel. Mit der Octopus-Card kann man im Bus und in der Metro bezahlen. Sogar manche Kiosks akzeptieren die Karte. Beim Einsatz der Octopus-Card spart man 10%. Die Karte läßt sich an jeder Metrostation aufladen. Als Pfand werden 50 Hongkong Dollar fällig, die man zurückbekommt, wenn man die Karte zurückgibt.

Zwischen dem Flughafen und der Innenstadt fährt der Airport Express. Auch diesen kann man mit der Octopus-Card bezahlen. Wer abreist, kann die Karte sogar am Schalter am Flughafen zurückgeben und vorher den Airport Express noch damit bezahlen.

Wer mit der Fähre aus China oder Macau einreist, kann die Tickets hier buchen. Bei einer Online-Buchung ist der Internet-Voucher am Fährterminal noch gegen ein „echtes“ Ticket einzutauschen. 45 Minuten vor Abfahrt sollte man deswegen am Terminal eintreffen. In Hongkong fährt man vom Busterminal weiter mit dem Cityflyer in die Innenstadt.

Zur Vorbereitung auf unsere Reise und als ständiger Reisebegleiter hat sich das deutschsprachige Buch Lonely Planet China* (inklusive Hongkong-Kapitel) bewährt. Der Reiseführer liefert für einen schnellen Überblick über Land und Leute, Informationen zu den verschiedenen Regionen und Städten, Sightseeing-Tipps und vieles mehr.


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7 Kommentare zu “Zwischen Strand und Wolkenkratzern: Hongkong

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